Tiroler Welt
Geschichte

Geschichte

Tirol

ist eine Region in den Alpen im Westen Österreichs und Norden Italiens.

Das Gebiet stand als Grafschaft Tirol lange Zeit unter einer gemeinsamen Herrschaft. Nach dem Ersten Weltkrieg und dem Untergang des Habsburger Reiches (Österreich-Ungarn) wurde Tirol im Jahre 1919 durch den Vertrag von St. Germain aufgeteilt:Nordtirol und Osttirol (das heutige Bundesland Tirol) verblieben bei der Republik ÖsterreichSüdtirol und Welschtirol, die die heutige Autonome Region Trentino-Südtirol bilden, kamen zur Italienischen Republik.

Seit dem Jahr 2011 besitzt die Region Tirol eine eigene Rechtspersönlichkeit in Form eines Europäischen Verbundes für territoriale Zusammenarbeit.

Etymologie

Nach Egon Kühebacher basiert der Name Tirol auf einem Geländenamen, der anschließend auf Dorf Tirol und Schloss Tirol sowie zuletzt das gesamte Herrschaftsgebiet der Grafen von Tirol überging. Als Wurzel setzt er *tir mit der Bedeutung „Gebiet, Grund, Boden“ an, die sich auch im Lateinischen (terra) und Altirischen (tir) findet. Als Erstbeleg verweist er auf die Form de Tirale aus dem Jahr 1182.

Dementsprechend interpretiert er die seit 1191 dokumentierte Schreibung Tyrol als lautgesetzliche Verdumpfung der älteren Form auf -al.[1]Gelegentlich vermutet wird ein direkter Zusammenhang mit dem römischen Kastellnamen Teriolis, aus dem sich Zirl entwickelte, allerdings handelt es sich wohl weniger um eine Ableitung als um ein gemeinsames Etymon von zwei als unabhängig voneinander zu betrachtenden Ortsnamen.

Bereits Karl Finsterwalder verwies auf den Umstand, dass die ältesten auf Dorf und Schloss Tirol beziehbaren Schreibungen vom Ende des 12. Jahrhunderts Tiral(e) lauten, was die Theorie einer Gleichsetzung des Namens Tirol im Burggrafenamt mit dem Nordtiroler Teriolis unplausibel macht.[2]

Geografie

Landschaftlich ist Tirol durch die Alpen geprägt.

Tirols höchste Berge sind:

der Ortler (3905 m s.l.m.)

die Königspitze (3851 m s.l.m.)

der Großglockner (3798 m ü. A.)

der Monte Cevedale (3769 m s.l.m.)

die Wildspitze (3768 m ü. A.)

Die Entwässerung erfolgt in Nord- und Osttirol über Inn, Drau und Lech, die alle in die Donau münden. Südtirol und Trentino werden hauptsächlich von der Etsch und ihren Nebenflüssen entwässert. Die Teilung des Landes erfolgte fast genau an der Wasserscheide.

Die Region Tirol grenzt im Norden an Bayern, im Westen an Vorarlberg und den Kanton Graubünden, im Südwesten an die Lombardei, im Süden und Südosten an Venetien und im Osten an Salzburg und Kärnten.

Frühgeschichte

Das Gebiet von Tirol ist seit Jahrtausenden besiedelt. Älteste Funde reichen bis in die Alt- und Mittelsteinzeit zurück. Die ersten Siedler lebten als Jäger und Sammler bis sich um etwa 4000 v. Chr. der Ackerbau durchsetzte. Von dieser Zeit zeugen der Fund der Gletschermumie Ötzi und mehrere Ausgrabungen in allen Teilen Tirols.

Tirol verfügte schon früh über eine Bergbaukultur. Die älteste Verhüttung wurde in der Nähe von Brixlegg gefunden und stammt aus dem frühen 4. Jahrtausend v. Chr. In den folgenden Jahrtausenden wurden weitere Abbaustellen vor allem für Kupfer errichtet. Der Kupferabbau führte zu einem blühenden Handel, was vor allem die reichen Grabbeigaben in der Urnenfelderzeit, z. B. aus dem Gräberfeld Volders (ca. 1400–900 v. Chr.) beweisen. Das damalige Handelsnetz reichte von der Nordsee bis zum Mittelmeer.

Die Zeit ab ca. 450 v. Chr. bis zur römischen Invasion wird als La-Tène-Zeit bezeichnet. In dieser Zeit siedelten in den Tiroler Alpen Völker, die in den umliegenden Gebieten oft von Kelten verdrängt worden sind. Diese meist Völker, die zwischen dem Comer See (lat. Larius, ital. Lario) und Kärnten lebten, wurden von den Römern als Räter bezeichnet, wie die Breonen (in der Inschrift des Tropaeum Alpium von 6/7 v. Chr. als Breuni erwähnt, wohl im Inntal), Genaunen (Unterinntal), Isarken (am Eisack), Venosten (im Vinschgau). Die Kultur bezeichnen Historiker nach den beiden wichtigsten Fundorten als die Fritzens-Sanzeno-Kultur. Sie verfügte über Weinfässer, die später von den Römern übernommen wurden, und über ein eigenes Alphabet. Daneben finden sich auch keltische Bergvölker, wie die Taurisker (Salzach-, Zillertal, davon wohl Tauern), und später von den Slawen aus dem ehemaligen Norikum verdrängte westwärts ziehende Stämme. Im Süden finden sich aber die nördlichsten Siedlungsgebiete der Veneter. Die Siedlungsgebiete dieser Stämme lassen sich auch über die Tiroler Ortsnamen nachzeichnen, die nicht selten auf vorrömische Ausgangswörter zurückgehen.

Römerzeit

Im Jahr 15 v. Chr. wurde das Gebiet von den Römischen Feldherren Drusus und Tiberius erobert und auf die römischen Provinzen Rätien (Vinschgau, Burggrafenamt, Eisacktal, Wipptal, Oberinntal und Teile des Unterinntals) und Noricum (Pustertal, Defereggen und Teile des Unterinntals rechts des Zillers und des Inns) aufgeteilt. Bozen und der äußerste Süden des Landes gehörten zur Provinz Venetia et Histria.

In dieser Zeit übernahmen die in Tirol lebenden rätischen Stämme das Vulgärlatein und verbanden es mit ihrer eigenen Sprache. Daraus wurde dann das noch heute gesprochene Ladinisch.

Tirol profitierte zu dieser Zeit vor allem durch den römischen Fernhandel, der durch die Errichtung von befestigten Straßen wie der Via Claudia Augusta und Via Raetia begünstigt wurde. Als Siedlungsgebiet war Tirol für die Römer aber nicht attraktiv, was die wenigen Städte beweisen. Die bekannteste römische Stadt auf Tiroler Gebiet war in Noricum die Stadt Aguntum, die sich in der Nähe von Lienz befand.

In der Spätantike (ab 476 n. Chr.) gehörte Tirol zum Reich der ostgermanischen Ostgoten. 534 überließen diese den Vinschgau mit Meran bis zur Passer den westgermanischen Franken. Nach dem Zusammenbruch des Ostgotenreichs (550/553) erfolgte von Norden her die Einwanderung der westgermanischen Bajuwaren (Baiern), während ab 568 die ostgermanischen Langobarden weite Teile Italiens eroberten und von Süden heraufdrangen. Im heutigen Trentino, dem ehem. Welschtirol, errichteten sie das langobardische Herzogtum Trient, das bis Bozen reichte. Von Osten erfolgte slawische Besiedelung, die wohl bis zur Eroberung Kärntens durch die Baiuwaren an die Grenzen Osttirols herangereicht hat.

Mittelalter

Seither gehörte der weitaus größte Teil Tirols zum Herzogtum Bayern. Die bayerisch-langobardische Grenze lag unmittelbar südwestlich von Bozen. Salurn und das Gebiet rechts der Etsch, darunter auch Eppan, und Kaltern bis zur Falschauer in Lana wurden langobardisch. Das Gebiet links der Etsch und das Fassatal wurden bayerisch. Die Christianisierung erfolgte durch die Bischöfe von Brixen und Trient. Der Grenzverlauf blieb auch während der Karolingerzeit und der Ottonenzeit unverändert, obwohl auch im langobardischen Teil bis Salurn die bajuwarische Besiedlung vordrang. Für diese Epoche, im Wesentlichen das 7. bis 9. Jahrhundert, ist für die jeweiligen Rechtsräume die Anwendung der sogenannten „Stammesrechte“ – bei den Kodifikationen handelt sich um die Lex Romana Curiensis, die Lex Alamannorum, die Lex Baiuvariorum und die Leges Langobardorum – urkundlich bezeugt.[1]

1027 trennte Kaiser Konrad II. zur Sicherung der wichtigen Brennerroute das südlich angrenzende Bistum Trient vom italienischen Reichsteil (dem ehem. Königreich der Langobarden) ab und gliederte es dem deutschen Reichsteil ein. Dadurch kam auch das rechte Etschtal zwischen Lana und Deutschmetz (Mezzocorona) zum Herzogtum Bayern. Im Laufe des 12. Jahrhunderts gelang es den Grafen von Tirol, einem bayerischen Adelsgeschlecht, im südlichen Teil des Herzogtums ausgehend von Schloss Tirol bei Meran und dem Vinschgau mit der Grafschaft Tirol ein eigenes Territorium zu schaffen und im 13. Jahrhundert während der kaiserlosen Zeit anerkennen zu lassen.

Die Grafen von Tirol waren zunächst Vögte der Bischöfe von Brixen und Trient, erweiterten aber ihr Land bald auf Kosten der Bischöfe und konkurrierender Adelsfamilien (wie der Grafen von Eppan) und machten sich von ihnen wie auch vom bayerischen Herzog unabhängig (Absetzung Heinrichs des Löwen 1180). 1228 traten sie die Saalforste an die Wittelsbacher ab; diese Gebiete gehören auch heute noch (eigentumsrechtlich) zu Bayern. 1253 wurden sie von den Meinhardinern beerbt, nach dem Aussterben derer männlichen Linie 1335 kam das Land abwechselnd an die Luxemburger und an die Wittelsbacher. 1363 vermachte die Tochter des letzten Meinhardiners, Margarete Maultasch von Tirol, ihr Land im Einvernehmen mit den Landständen ihrem nächsten Verwandten, dem Habsburger Rudolf, dem Stifter. Im Frieden von Schärding erkannten 1369 auch die Wittelsbacher diese Entscheidung an.

Zum Zeitpunkt des Übergangs an die Habsburger war die Grafschaft Tirol ein geschlossenes Territorium mit etwa der heutigen Größe. Das Unterinntal unterhalb von Schwaz gehörte allerdings weiterhin zu Bayern, das Zillertal und das Brixental zu Salzburg. Brixen und das Pustertal waren bischöfliche Territorien bzw. Teil der Grafschaft Görz. Dafür waren das Montafon und das Unterengadin tirolerisch.

Unter den Habsburgern hatte das Gebiet große strategische Bedeutung, da es nicht nur an vielen wichtigen Alpenpässen Anteil hatte, sondern auch eine Landbrücke in ihre alemannischen Besitzungen darstellte. 1406, im Zuge der habsburgischen Erbteilungen, wurde es wieder zu einer eigenen Herrschaft, in der die Landstände, zu denen in Tirol auch die Großbauern gehörten, bedeutende Mitspracherechte hatten. Friedrich IV. verlegte seine Residenz nach Innsbruck, das von da an Meran überflügelte.

Neuzeit

1500 fielen mit dem Stammland der Görzer auch Lienz und das Pustertal an das Haus Habsburg und wurden mit Tirol vereinigt (strategische Landbrücke von Wien nach Mailand). Nachdem mit dem Verzicht Herzog Siegmunds 1490 das Land wieder an die Hauptlinie zurückgefallen war, wurde Innsbruck Residenz des römisch-deutschen Königs und späteren Kaisers Maximilian I. Mit dem Gewinn der Herrschaften Kufstein, Kitzbühel und Rattenberg von Bayern nach dem Landshuter Erbfolgekrieg wurde das Gebiet 1505 abgerundet. In den drei genannten Gerichtsbezirken galt aber bis in das 19. Jahrhundert weiterhin das Landrecht Ludwigs des Bayern, so dass diese innerhalb Tirols eine juristische Sonderstellung einnahmen. Die Reformation fand auch in Tirol ursprünglich zahlreiche Anhänger. Unter ihnen waren auch viele radikal-reformatorische Täufer wie der aus dem Pustertal stammende Jakob Hutter, der 1528 die Bewegung der Hutterer gründete. Wegen starker Verfolgung waren sie zur Auswanderung zunächst nach Mähren und später Nordamerika gezwungen, wo heute ihre Nachkommen noch immer einen tirolischen Dialekt pflegen.

Im Jahre 1525 geriet Tirol in den Sog der deutschen Bauernkriege. Der Aufstand in Tirol wurde von Michael Gaismair angeführt, allerdings nach zwei Monaten niedergeschlagen.

Danach rief Kaiser Ferdinand I. die Jesuiten ins Land, um im Zuge der Gegenreformation unter der Führung von Petrus Canisius eine Lateinschule zu errichten. Somit wurde 1562 das heutige Akademische Gymnasium gegründet, das das älteste Gymnasium Westösterreichs ist und aus dem 1669 die Universität Innsbruck hervorging.

In der Tiroler Landesordnung von 1532 wurden das Freistiftrecht verboten und generell die Erbleihe eingeführt.

1564 wurde Tirol mit Vorderösterreich an Ferdinand II., einem Sohn Ferdinands I. übergeben, der aber aufgrund seiner morganatischen Ehe mit Philippine Welser keine erbberechtigten Nachkommen hatte. Nach seinem Tod herrschten mehrere Statthalter aus habsburgischem Haus, von denen einer, Leopold V. von Habsburg, sich erneut zum Landesherren aufschwingen konnte. Diese Nebenlinie starb aber mit seinem jüngeren Sohn Sigismund Franz schon wieder aus.

Nachdem auch Tirol Anfang 1349 vom europaweit grassierenden „Schwarzen Tod“ erfasst worden war, kam es beim Ausgleich des Bevölkerungsverlustes zu einer regen Zuwanderung aus dem heutigen Slowenien. Erneut wütete die Pest im Jahre 1512 und forderte allein in der Stadt Innsbruck 700 Opfer, auch die Umgebung der Stadt war betroffen. Die letzte Pestepidemie traf Tirol in den Jahren 1611 bis 1612.

Im späten 16. und in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts kam es zu den letzten Änderungen der Bevölkerungsstruktur bis 1919, die vor allem durch die Gegenreformation verursacht wurden. In dieser Zeit verstärkte sich der italienische Einfluss im Trentino, was zum einen durch die Besetzung der Pfarreien mit italienischen Priestern und zum anderen durch die Zuwanderungen aus der Poebene verursacht wurde. Durch diese Entwicklung entstand die noch heute bestehende deutsch/italienische Sprachgrenze, südlich derer nur die deutschen Sprachinseln der Zimbern verblieben. In der Region rund um den Reschenpass wurde die rätoromanische Sprache endgültig verdrängt, was durch die Feindschaft gegen die meist protestantischen Bewohner des Unterengadins begünstigt wurde.

Im Gegensatz zu anderen Gebieten des Römisch-Deutschen Reiches blieb Tirol vom Dreißigjährigen Krieg fast vollständig verschont; nur in den Gemeinden Leutasch und Seefeld kam es zu größeren Plünderungen.

1703 stießen im Spanischen Erbfolgekrieg die bayerischen Soldaten nach Tirol vor, um sich mit den verbündeten Franzosen dort zu vereinigen. Sie erlitten aber an der Pontlatzer Brücke bei Landeck und im Wipptal eine Niederlage und wurden aus dem Land getrieben. Die Tiroler verfolgten die flüchtenden Feinde bis nach Bayern, raubten, plünderten und steckten dort Klöster, Dörfer und Höfe in Brand.

Von den Gubernatoren der Habsburger regierte dann der Wittelsbacher Karl Philipp von der Pfalz, ein Onkel der Kaiser Joseph I. und Karl VI. 1706–1717 in Innsbruck und setzte Reformen durch.

1796/97 griffen die Franzosen zum ersten Mal Tirol an und besetzten einige Ortschaften, wurden jedoch von den Tiroler Schützen vertrieben.

Tirol zur Zeit der bayrischen Herrschaft

Mit dem Reichsdeputationshauptschluss 1803 wurden die Bistümer Brixen und Trient offiziell dem Land angegliedert. Nach der Niederlage gegen Napoléon Bonaparte wurde Tirol im Frieden von Pressburg vom 26. Dezember 1805 an das Kurfürstentum Bayern abgetreten. Es entstanden der Innkreis (Hauptstadt Innsbruck), der Eisackkreis (Brixen und Bozen) und der Etschkreis (Trient).

Aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Tirol